„Und doch glaube ich, können wir uns irgendwie mit dem Tod vertraut machen und ihn sozusagen probieren. Wir können ihn zwar nicht ganz und vollständig erfahren, aber doch so weit, dass diese Erfahrung nicht nutzlos ist, weil sie uns Kraft und Halt gibt: Wenn wir auch nicht wirklich hinkommen können, so können wir doch in die Nähe gelangen; wir können Erkundungsfahrten unternehmen; und wenn wir auch nicht bis zum Geheimnis des Todes vordringen, so ist es uns doch möglich, die Wege, die dahin führen, zu sehen und uns mit ihnen schon vertraut zu machen.“ - Michel de Montaigne, Essais
Sterben Lernen
Eine Stückentwicklung
Den Ausgangspunkt bildet die Auseinandersetzung mit dem ungewöhnlichen Beruf des Simulationspatienten. In Unikliniken wie der Berliner Charité arbeiten hunderte Schauspieler - als Patienten. Mit ihnen üben Medizinstudenten in Rollenspielen den Umgang mit Kranken. "Sterben Lernen" bedient sich dieses Formats, verschiebt jedoch den Fokus von der ‘Performance’ des Arztes auf den Patienten. Anhand eines Krankheitsverlaufs, von der ersten Diagnose bis zum Tod, werden Fragen aufgeworfen: Was will ich noch tun? Wie will ich sterben? Was wird von mir bleiben? Fiktion und Simulation ermöglichen dabei, vom Sterben zu lernen - über das Leben.
Simulationen stehen im Zentrum der Gestaltung zeitgenössischer Erfahrung. Sie helfen präzise Voraussagen über die Zukunft zu treffen. Aber was passiert wenn Simulation auf intime menschliche Interaktion angewendet werden? Für Sterben Lernen haben wir uns auf Grundlage des Simualtions- patientenprogramms an Deutschen Uniklinken gearbeitet. Dieses besteht aus Im professionellen SchauspielerInnen und Laien, die in verschiedenen Rollenspielen Patienten spielen. Sie sollen dadurch für Medizinstudenten im Umgang mit Patienten schulen. Diese Rollenspiele reichen von einfach Anamnesen bis zum sog. “breaking bad news“. Dabei müssen die Studenten die Nachricht einer tödlichen Krankheit übermitteln. Auf Grundlage von Videomaterial und Rollenskripten, sowie der Dramaturgie der Trauer nach Elisabeth Kübler-Ross und dem Film Synecdoche New York von Charlie Kaufman haben wir uns dabei mit der Performativität von Krankheit und Sterben auseinandergesetzt.
Mit: Henrike Commichau, Lukas Huber, Hauke Petersen, Varya Popovkina und Mona Vojacek Koper
Regie: Charlotte Lorenz
Regieassistenz: Miriam Schmidtke
Dramaturgie: Lucien Strauch
Bühne: Winnie Christiansen
Kostüme: Florian Kiehl
Choreographie: Carolin Jüngst
Musik: Johannes Mergarten
Redaktionelle Mitarbeit: Malte Abraham
Vorstellungen: Sonntag, 17. September und
Montag, 18. September, jeweils um 19:00 Uhr
im bat - Studiotheater
Belforter Straße 15
10405 Berlin